Sonntag, 6. September 2009

Grenzerfahrung

Die Deckenventilatoren kreisen ueber mir und vermischen die Waerme der Hotellobby mit der kuehl-feuchten Luft, die durch die offenen Tueren dringt. Ich kann es kaum glauben: wir sind schon in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha.
Der Morgen, an dem wir von Bangkok aufgebrochen, sind scheint eine Ewigkeit her zu sein. Das Gefuehl, dass der einzelne Tag extrem lang und voller Erlebnisse ist und ganze Wochen im Rueckblick wie Augenblicke erscheinen kenne ich nur vom Reisen. Ein schoenes Gefuehl.
Doch jetzt der Reihe nach:

Von Bangkok nach Siam Reap

Da wir schon eine Weile unterwegs sind habe ich mir diesen Teil der Reise nicht besonders schwer vorgestellt. Von Bangkok fahren viele Busse bis zur Thailand/Kambodscha Grenze, viele Touristen wollen die Ruinen von Angkor erkunden, das Strassennetz ist gut ausgebaut-
Wo ist das Problem?!
Zum Glueck hat Anja folgende Seite einen Tag vor unserer Abreise gefunden:(http://www.talesofasia.com/cambodia.htm)
auf der Schritt fuer Schritt erklaert ist wie man von Bangkok bis zu seinem Ziel in Kambodscha kommt. Damit konnten wir saemtliche Fallen umgehen.
Erstes Problem: von welcher Busstation faehrt der Bus nach Aranya Pradet (Grenzstadt in Thailand) ueberhaupt ab? Bangkok hat fuer jede Himmelsrichtung eine Busstation von der Busse in die entsprechenden Staedte verkehren. Wir haben drei verschiedene Personen gefragt und bekamen vier verschiedene Informationen. Die Busstationen sind gigantische Gebaeude mit angeschlossenen Essenstaenden und Malls, so dass man ganz genau wissen muss an welchen Schalter welche Tickets verkauft werden.
Wir starteten sehr frueh, da man von Bangkok ungefaehr fuenf Stunden zur Grenze braucht, Grenzueberquerung planten wir mit 1-2h ein, zu guter Letzt mussten wir noch von der Grenze nach Siam Reap kommen (2-4h Fahrt) und noch eine gute Unterkunft finden.

Die Busse die die Grenze direkt ueberqueren sind extrem ueberteuert und werden meist von Reiseagentouren auf der Khao San Strasse in Bangkok verkauft. (Die beruehmt-beruechtigte Strasse in Bangkok auf der viele "Budget-Traveller" und Backpacker unterkommen, eine Zwischenwelt von West nach Ost voller Souveniershops und schlechten Restaurants.)
Meistens bekommen die Busfahrer Provision von Unterkuenften in Siam Reap, so dass sie sehr langsam fahren (manchmal sogar eine andere Grenze weiter im Norden ueberqueren) und praktischerweise erst nach Einbruch der Dunkelheit am Ziel ankommen. So hat man als Passagier keine grosse Wahl in welcher Unterkunft man absteigt und bezahlt viel zu hohe Preise fuer sehr sehr wenig Leistung.
Dem konnten wir entgehen indem wir einen ganz normalen Bus genommen haben in dem auch Thailaender nach Kambodscha reisen.
Der Reisebus kommt nicht direkt an der Grenze an, sondern stoppt an einer groesseren Bussstation in Aranya Pradet circa sechs Kilometer von der Grenze entfernt.
Um von der Bussstation zur Grenze zu kommen nahmen wir ein Tuk-Tuk, der Preis kann nicht sonderlich verhandelt werden. Man hat ja keine andere Wahl. (Sehr komfortabel fuer die Fahrer.)
Wir fuhren auf einer zweispurigen Strasse der Grenze entgegen und bereiteten uns mental auf die Ueberquerung vor. Um nach Kambodscha einreisen zu koennen benoetigt man ein Visum, was direkt an der Grenze beantragt werden kann. Einige zwielichtige "Agenturen" haben sich darauf spezialisiert Touristen mit viel zu hohen, falschen Visagebuehren abzuzocken.

Auch unser Tuk-Tuk bog nach kurzer Fahrt in eine Seitenstrasse ein und ganz unvermittelt sprang ein schick angezogener, junger Mann mit guten Englisch auf unser Gefaehrt.
"HERZLICH WILLKOMMEN IN KAMBODSCHA!" waren seine ersten Worte und wir beide wussten, dass wir ordentlich abgezockt werden wenn wir auf sein Angebot eingehen, schliesslich waren wir noch gar nicht an der Grenze! Er stellte sich als Sachbearbeiter fuer unsere Visas vor, wir brauchen nur aussteigen und ihm folgen. Durch unser Manual von der oben genannten Website waren wir schon vorgewarnt und so bewegten wir uns keinen Millimeter von unserer bequemen Rueckbank.
Der freundliche Herr wurde nun ganz aufgebracht: "Wir brauchen das Visum fuer den Grenzuebertritt, er sei offizieller Mitarbeiter des Kambodschanischen Konsulats (Ein offiziell aussehendendes Schild wurde von den Betruegern sogar an der Strasse aufgestellt) und wenn wir kein Visum haben und zu ihn zurueckkommen muessen verlangt er von uns die doppelten Gebuehren, er wolle sofort unseren Reisepass sehen (wieder waren wir darauf vorbereitet)!"
Wir insistierten dass wir zum Grenzuebergang wollen und kein Visum von ihm brauchen.
Nach einer 15 minuetigen Debatte ("Please, take us to the border, we already have a visa. Thank you! No, we will not buy a visa from you. Thank you.") konnte unser Tuk-Tuk Fahrer endlich wieder einsteigen, der Schlepper liess uns gehen und nun war der Weg zur Grenze frei.

Waehrend der Regenzeit verwandelt sich der feine Staub auf den Strassen in roten Matsch der an Autos, Motorraedern und natuerlich Schuhen und Hosenbeinen klebt.
Der Grenzuebergang ist nicht durchgehend asphaltiert, grosse Loecher klaffen in der Strassendecke und die vielen LKWs sorgen dafuer dass der Schlamm sich ueberall verteilt.
In Kambodscha werden sehr wenig Waren produziert, sodass im grossen Massstab importiert werden muss. Viele Kambodschaner kommen mit riesigen Holzwagen ueber die thailaendische Grenze um fuer ihr Geschaeft Nachschub zu kaufen. Die vielen Menschen, die LKWs, die Bettlerkinder und die "Helfer" die Geld fuer verschiedene Serviceleistungen (wie Sonnenschirm halten, Koffer tragen, Visahilfe) kassieren wollen machen den Grenzuebergang sehr unuebersichtlich.
In mehrern Schritten muss man erst das Visum beantragen (Grundgebuehr plus 100Baht fuer die Teekasse), dann erfolgt der Uebergang, anschliessend ein "Gesundheitscheck", im letzten Schritt wird das Visum gueltig gestempelt.
Poi Pet, die Grenzstadt auf kambodschanischer Seite, besteht im Grunde genommen aus ein paar Wohnhaeusern, schlechten Restaurants, vielen Kasinos (!) und Bordellen. Die Thailaender kommen extra zum Geld verspielen in das Nachbarland und viele Warnschilder auf der thailaendischen Seite versuchen die Buerger zur Vernunft zu rufen. ("Gluecksspiel verdirbt den Charakter!")
Poi Pet ist kein Ort an dem man laenger als noetig bleiben moechte. (Vor allem bei Dunkelheit wuerde ich die Grenze nicht ueberqueren wollen.)
Die Stadt hat die Regel aufgestellt, dass Touristen nur mit speziellen Taxis nach Siam Reap befoerdert werden koennen.
Eine spezielle Taxiorganisation hat das Monopol und man findet wirklich keine andere Moeglichkeit nach Siam Reap zu kommen. Ein Auto kostet 50Dollar davon bekommt anteilig die Stadt sowie das Unternehmen und der Fahrer einen gewissen Teil ab.
Wir teilten uns das Auto mit einem Schweizer und einer Thailaenderin die auch den selben Weg vor sich hatten und konnten so eine ganze Menge Geld sparen.
Nach zweistuendiger Fahrt erreichten wir Siam Reap und wurden von unserem Fahrer an die lokalen Tuk-Tuk Fahrer verkauft. Die Tuk-Tuk Fahrer bekommen wieder die bekannte Provision von einzelnen Hotels oder Unterkuenften wenn sie Touristen ebenda abliefern. Meistens sind die Haeuser ueberteuert oder haben ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhaeltnis. Nach minutenlanger Diskussion wurden wir schliesslich befoerdert und kamen in einen kleinen, sehr sehr feinen und sauberen Hotel an. (http://www.redpianocambodia.com/)

Dies wurde unsere Basis fuer die Besichtigung der Tempelanlagen von Angkor die circa 6km von Siam Reap entfernt sind.

Davon morgen mehr.

Viele liebe Gruesse!

Anja+Lars

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