Montag, 7. September 2009

Zu Besuch bei den Koenigen

Siem Reap ist eine kleine beschauliche Stadt und gaebe es nicht die Ruinen von Angkor, kein Mensch wuerde auch nur daran denken hierher zu kommen.
Die Hauptstrasse der Stadt ist ein Flickenteppich aus Asphaltstuecken, Schlagloechern und blanker, roter Erde. Trotzdem es jeden Tag, meist so gegen Abend, ordentlich regnet duesen die vielen Mopeds und ein paar LKWs in einer grossen Staubwolke durch die Stadt. Der Regen am Abend verbessert die Situation aber nicht sondern fuehrt zu seeaehnlichen Pfuetzen und roten Schlamm zwischen den Zehen.

Schon waehrend der Autofahrt von der Grenze in die Stadt sind mir die vielen Radfahrer aufgefallen. In Thailand hatte scheinbar jeder Einwohner mindestens ein Moped, Radfahrer waren meist nur die Touristen.
In Kambodscha ist ein Moped Luxus, normale Menschen nutzen das Rad als Transportmittel und die Mengen die damit transportiert werden koennen sind meist atemberaubend. Haeufig sieht man mindestens 10Kokosnuesse an jeder Seite vom Gepaecktraeger, Stapelweise Holz, riesige Buendel ungedroschenen Reis, Zuckerholzstangen oder einfach nur mehrere Freundinnen die sich ein Rad teilen.
Wie in Indien ist jeder Zentimeter auf Transportmitteln wertvoll sodass man als Europaeer nur staunt wie eng man Menschen packen kann. Auf Mopeds hat die ganze Familie platz ( Vati faehrt, ein kleines Kind steht auf den Beinen vom Papa und haelt sich am Lenker fest, aelteres Kind ist zwischen Mutti und Vati gequetscht, Mutti sitzt ganz hinten (im Damensattel) und haelt noch ein Baby fest.) und auf einen LKW ein ganzes Dorf.
Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind hier viel deutlicher zu sehen als im Nachbarland.
Neben all den Radfahrern und Mopedpiloten mischen sich ab und zu SUVs und sehr selten auch ein Cabrio der Luxusklasse.
Die Preise fuer die 8000Hotelzimmer in Siem Reap rangieren zwischen 2Dollar und
2000Dollar(!) pro Nacht. Dienstleistungen sind sehr sehr preiswert, (Ein Tuk-Tuk plus Fahrer fuer einen Tag kostet 20Dollar) Essen ist guenstig aber jede Art von Luxus( Coka Cola, West-Essen, Raum mit TV, Klimaanlage und heisser Dusche usw.) hat die gleichen Preise wie in Europa.

Gerade weil Siem Reap so klein ist wirken die Gassen und das Gewimmel schon nach kurzer Zeit vertraut, die Nebenstrassen sind sehr ruhig und schnell kennt man kleine Strassenrestaurants die besonders lecker sind.
Rings um den Markt reihen sich Haeuser im Stil der franzoesischen Kolonialzeit, die schoen saniert und mit stilvollen Restaurants ausgestattet sind. Im dunklen Korbstuhl und unter kreisenden Deckenventilatoren aus schwarzen Holz einen Cocktail schluerfen fuehlt sich an als waere man 150 Jahre in die Vergangenheit versetzt.

Von Siem Reap bis zu den Toren der alten Hauptstadt Angkor sind ungefaehr sechs Kilometer Distanz, die wir mit unseren angemieteten Tuk-Tuk schnell hinter uns gebracht haben.
Die riesigen Dimensionen der Tempelstadt, die grossen Abstaende zwischen einzelnen Gebaeuden und natuerlich die Hitze machen es unmoeglich alles per pedes zu erkunden. Trotzdem wir drei Tage Zeit zum entdecken hatten haben wir bei weitem noch nicht alles gesehen. Touren ueber einen einzigen Tag kann ich nicht empfehlen.
Der erste Eindruck von Angkor ist ein faszinierendes Staunen ueber die riesige Flaeche ueber die die Tempel verteilt sind. Mit unseren Tuk-Tuk waren wir haufig bis zu einer Viertelstunde von einem Gebaeude zum naechsten unterwegs und am dritten Tag mussten wir sogar ueber 30km fahren um die feinen Steinmetzarbeiten von Bantaey Srei zu sehen.

Das Koenigreich Angkor wurde im 9. Jahrundert gegruendet, hatte seine Bluetezeit im
13. Jahrhundert wurde 1431 vom Koenigreich Siam erobert und von diesem Zeitpunkt begann der langsame Abstieg bis in das 16. Jahrhundert.
Waehrend des absoluten Hochpunkts seiner Macht nahm das Koeniggreich Angkor einen grossen Teil von Indochina ein und reichte weit suedlich in die malayische Halbinsel.
Die Flaeche des heutigen Kambodscha ist nur noch ein klaeglicher Ueberrest dessen was die Nachbarn Thailand und Vietnam in den Jahrhunderten nach Angkors Untergang von der einstigen Flaeche uebrig gelassen haben.
Doch woher kam die Macht der Khmer Koenige solche gigantischen Anlagen zu errichten?
Ein wichtiger Punkt war die Kontrolle der Wassermassen die waehrend der Monsunzeit an Niederschlag fallen. Die Khmer Ingieneure errichteten gigantische Wasserreservoirs (Barays) von denen das groesste, der West-Baray schwindelerregende 2, 1 x 8km misst und noch heute mit Wasser gefuellt ist.
Mit Hilfe dieses Wasser konnte waehrend der Trockenzeit die Reisfelder bewaessert werden und damit wesentlich groessere Mengen an Ertrag eingebracht werden. Ein wirtschaftlicher Vorteil gegenueber den Konkurrenten der damaligen Zeit.
Die Bevoelkerung war verpflichtet beim Bau der Tempelanlagen mitzuarbeiten und jeder neue Koenig liess fuer sich natuerlich neue Anlagen errichten um zu zeigen wie maechtig er war.
Von Angkor uebrig geblieben sind nur noch die imposanten steinerenen Ruinen, kunstvoll bearbeitet.Das Gefuehl, die mit Baeumen und Pflanzen uberwucherten Tempel und Palaeste zu entdecken ist grossartig. Doch all die Gebaeude aus Holz, der Schmuck, die Farbe und das taegliche Leben sind fuer immer vergangen und man braucht ein wenig Phantasie um es sich so vorzustellen wie es damals hier war. Es faellt nicht besonders schwer.

Viele liebe Gruesse!

(Natuerlich ganz besonders an die Mutti!)

Anja+Lars

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